Geplante Reitanlage in Uhlerborn als Keimzelle weiterer Umweltzerstörung
(s.h. auch Artikel in der Allgemeinen Zeitung v. 28.07.2021)
Bei einer Begehung der unter europäischem Schutz stehenden Sandflächenbiotope (Flora-Fauna-Habitat, Vogelschutzgebiet = Natura 2000-Gebiete) in Uhlerborn informierte sich die Europa-Abgeordnete Jutta Paulus vor Ort über die geplante gewerbliche Großreitanlage und die Folgen für diesen seltenen, hochwertigen Lebensraum.
Bei den Kalkflugsandflächen handelt es sich um einen prioritären Lebensraum, der nach europäischem und deutschem Recht streng geschützt ist und eine enorme Artenvielfalt beherbergt. Viele spezialisierte Arten kommen nur hier auf den Sandflächen mit ihren außergewöhnlichen Lebensbedingungen vor. Die geplante Großreitanlage mit Flächenversiegelung, Düngereintrag, Lärm, Staub, Lichtverschmutzung und Wegezerstörung würde die Lebensräume von Dünen und Wald nachteilig verändern und zum endgültigen Verschwinden der vom Aussterben bedrohten Arten führen.
Jutta Paulus betonte, dass im Europaparlament derzeit ein Umdenken zu beobachten sei: „Europa wird in punkto Umwelt wacher“. Klar sei, dass jede Zerstörung von Natura 2000-Gebieten eine europäische Dimension habe, da wertvolle europäische Schutzgebiete verloren gingen. „Es geht nicht nur darum, dass ein paar Käfer und ein paar Blumen weg sind. Wir müssen begreifen, dass es im Großen und im Kleinen um unsere eigenen Lebensgrundlagen geht“, so Jutta Paulus. Klimawandel und fortschreitender Biodiversitätsverlust seien im Zusammenhang zu sehen, durch Arten- und Lebensraumverlust werden unser „Sicherheitsnetz“ für Nahrung, für sauberes Wasser und Luft und Gesundheit zerstört. Wegen mangelnder Umweltbildung werde dieser „Gesamtzusammenhang“ oft nicht gesehen, und manchmal werde sogar die „naive Meinung“ geäußert, unsere Wirtschaft könne auch funktionieren, wenn die Lebensräume zerstört sind. Solche Zerstörung konnten Jutta Paulus und die Teilnehmer sich direkt ansehen: Der Lennebergwald ist angrenzend an die geplante Reitanlage in einem so extrem schlechten Zustand, dass er keine weitere Belastung aushält.
Jutta Paulus ist der Meinung, dass die geplante Großreitanlage nicht mit dem Europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 vereinbar ist. Sollten die Pläne beibehalten werden, sei zu erwarten, dass die europäischen Behörden ein Veto einlegen. Entsprechend dem deutlich gestiegenen Umweltbewußtsein in der
EU würden die Planunterlagen und die Gutachten einer genauen Prüfung unterzogen, ob sie zur Verschlechterung der Arten und Lebensräume beitragen oder nicht. Somit könnte es zu einem Vertragsverletzungsverfahren kommen.
Die bei der Begehung vollzählig anwesenden Naturschutzverbände und Naturschutzgruppen unterstützten die Aussagen. Da der Planungsprozess des „Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes“ noch ganz am Anfang stehe, habe der Stadtrat jetzt noch die Möglichkeit, ohne große Kosten von weiteren Planungsschritten abzusehen und langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen zu verhindern. Dies auch deshalb, weil die Beurteilungen der Oberen und Unteren Naturschutzbehörden (SGD Süd und Kreisverwaltung Mainz-Bingen) aller Wahrscheinlichkeit nach die Großreitanlage an diesem Standort als nicht genehmigungsfähig ablehnen werden. Im Übrigen seien bereits zahlreiche ablehnende Stellungnahmen von Verbänden und Privatpersonen eingereicht worden.
Der Appell an die Ingelheimer Stadträte ist, Verantwortung zu übernehmen und sich um den Erhalt von Lebensräumen für die nächste Generation zu bemühen.
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